In den Versuchsjahren 2018-2020 wurde ein Versuch zur Kalkdüngung von Weißkohl durchgeführt. Dabei wurde untersucht, wie in den sauren Vorbergzonenböden des Schwarzwaldes eine optimale Kalkdüngung zu Kohl gestaltet werden kann. Hierfür wurden unterschiedliche Varianten mit Düngestufen von 0 bis 40 dt CaO / ha ausgewählt.
Um das Beikrautaufkommen zu reduzieren und den Boden vor Austrocknung und Erosion zu schützen, wurde der Weißkohl in eine
Mulchschicht gepflanzt. Ein Verfahren, das im Gemüsebau mit hängigen Flächen von Interesse ist, weil es
Hackdurchgänge überflüssig macht, und damit Erosionsereignisse verhindern kann. Für die Mulchschicht wurde ein Gemenge
mit Triticale, Wintererbse und Pannonischer Wicke ausgewählt und jeweils im Herbst des Vorjahres eingesät. Um eine möglichst
dichte Mulchdecke zu bieten, sollte dieses Gemisch bis zur Pflanzung des Weißkohls einen dichten, hohen Bestand gebildet haben,
welcher vor der Pflanzung gewalzt wird.
Gefördert wurde der Versuch von der Paul-Mathis-Stiftung.
Berichte und Ergebnisse aus den Versuchsjahren
Versuchstagebuch des ersten Versuchsjahres 2018:
Inzwischen steht die Kohlernte an. Wir hoffen auf noch kühlere und vor allem feuchtere Tage. Die Elastizität der Samenfesten
Sorte Dovinda lässt sich dieses Jahr (leider) noch besser beobachten. Nicht alle Pflanzen haben einen Kopf gebildet, sondern sind
aufgrund der Trockenheit gleich in die generative Phase gegangen. Nachdem im Sommer die Niederschläge ausblieben, legten wir eine
Tropfschlauchbewässerung. Das Wasser bekommen wir vom Feuerhydranten der Gemeinde Freiamt. Technisch war dies eine Herausforderung,
weil das Wasser aus dem Hydranten unter anderen Druckverhältnissen fließt, als es im Tropfschlauch benötigt. Am 26. Juli
hieß es dann ‚Wasser marsch‘.
Der Schädlingsdruck mit Schmetterlings-raupen war dieses Jahr besonders groß. Am 17. Juli wurde eine Spritzung mit einem Bacillus
thuringiensis Präparat mit großem Erfolg durchgeführt. Inzwischen erfährt der Versuch unter
„Berater-Kreisen“ Beachtung. Am 27. September kamen Praktiker und Praktikerinnen aus dem Elsass zu einem Vortrag über die
Erfahrungen mit Mulchpflanzung und um sich den Versuch vor Ort anzuschauen. In der Fachpresse, in „Gemüse“ vom September
2018 wurde ein Artikel „alternative Anbausysteme“ gedruckt. Die Reaktionen von konventionell und ökologisch
wirtschaftenden Betrieben zeigen, dass sich etliche Praktiker von diesem Anbausystem Vorteile versprechen und gespannt auf weitere
Erfahrungen und Ergebnisse sind. (www.gemuese-online.de im Suchfeld den Webcode 5846584 eingeben.)
Raupen Großer Kohlweißling Foto: LTZ
Auch auf dem Kohlfeld in Freiamt sind dieses Jahr Raupen der Kohlmotte und des Großen Kohlweißlings anzutreffen. Bei einer Schädlings-Bonitur am 6. Juli an 20 Kohlpflanzen fanden wir 48 Raupen der Kohlmotte, 9 Kleine Kohlweißlinge und 3 Gelege des Großen Kohlweißlings. Der Große Kohlweißling skelettiert mit seinen rund hundert Raupen aus einem Gelege den Kohl. Die Kohlmotte verursacht den für sie typischen Fensterfraß. Am 12. Juli wurde in den Abendstunden Xentari, ein Bacillus thuringiensis Präparat, gespritzt. Der Erfolg war durchschlagend: Am 19.7 wurde bei 20 Kohlpflanzen nur noch eine Raupe der Kohlmotte gezählt. Von den inzwischen geschlüpften Raupen des großen Kohlweißlings waren nur noch schwarze Hautreste zu sehen.
Weitere Gelege des Großen Kohlweißlings werden kritisch beobachtet, um eventuell eine weitere Xentari Spritzung folgen zu
lassen. Ein anderer Schädling, dem die große Hitze gefällt, ist die wollige Kohlblattlaus. Hier heißt es noch etwas
abwarten, bis sich die Marienkäferpopulation in der Nützlingsmischung aufgebaut hat. Die Nützlingsmischung aus Senf, Dill,
Alexandriner Klee, Phacelia, Koriander, Borretsch, Kornblume, Saatwucherblume, Ringelblume und Kornrade wächst trotz der Hitze. Die am
6.Juni ausgesäte Nützlingsmischung, hatte gerade noch genügend Feuchtigkeit zum Keimen. Leider ist auch recht viel
weißer Gänsefuß aufgelaufen. Der Senf ist schon verblüht, im Moment blühen die Kornblumen. Es macht den Eindruck,
als ob sich alle Insekten der angrenzenden 500 Meter auf diesen zwei schmalen Streifen links und rechts des Versuchsfeldes versammeln
würden.
Erstaunlicherweise steht der Kohl trotz der Hitze und wenigen Niederschlägen, gut da. Dies ist der Mulchdecke zu verdanken. Seit dem
13. Juni gab es 23 Liter Niederschläge, am 28. Juli waren es nur 4 Liter, statt den angekündigten 40 Liter. Das reicht nicht aus,
um dem Bedarf des Kohls an Wasser und Stickstoff in der anstehenden Kopfbildungsphase zu decken. Aus diesem Grund legten wir am 25.
Juli die Schläuche für eine Tröpfchenbewässerung. Wir bekommen das Wasser von der Gemeinde Freiamt aus einem
Feuerwehrhydranten. Ein 250-Meter-1-Zoll-Schlauch, ein Druckminderer, der 8 bar auf 0,8 bar reduziert, ein Filter und 1200 Meter
Tropfschlauch sind die technischen Voraussetzungen, damit der Kohl die am 14. Juni ausgebrachte Kopfdüngung ( 100 kg N/ha mit Provita
Pellet105) auch umsetzen kann.
Auf diesen Bildern sind gut entwickelte Weißkohlpflanzen drei Wochen nach der Pflanzung zu sehen.
Auf dem zweiten Bild sieht man die wieder aufgestandene Wicke und Erbse nach der Blüte, die vor der Abreife von Wicke und Erbse geschnitten werden müssen.
Auffällig: es ist kein Erdflohbefall erkennbar. Schäden durch Schnecken sind ebenfalls sehr gering. Gegen Schnecken wurde nach der Pflanzung Sluxx HP gestreut, ein Eisen III Phosphat, das im ökologischen Landbau zulässig ist.
Das Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau Baden-Württemberg KÖLBW hat am 22. Mai zur Besichtigung der Mulch-Pflanzung eingeladen. Interessierte Besucherinnen und Besucher waren vom Bodensee bis Heilbronn gekommen, um an der Pflanzung, die vor dramatisch schwarzem Gewitterhimmel stattfand, teilzunehmen.
Bei dem bereits 2017 begonnenen Versuch zur Kalkdüngung von Weißkohl auf einer leicht hängigen Öko-Fläche in der Vorbergzone des Schwarzwaldes hatte es negative Erfahrungen bei der Pflanzung ohne Mulch gegeben. Deshalb wurde dieses Mal ein anderes Anbausystem gewählt. Die Pflanzung erfolgte nun in eine „in situ“ Mulchdecke. Das bedeutet, dass die Jungpflanzen direkt in eine gewalzte Winterzwischenfrucht gesetzt wurden. Die Vorteile dieses noch recht neuen Verfahrens im Feldgemüsebau sind eine gute Bodengare mit einer lebendverbauten Krümelstruktur und ein bedeckter Boden, in dem Samenunkräuter wie Melde und Amaranth keine Chancen haben zu keimen. Zudem ist der Boden bei Starkregenereignissen geschützt, die Verdunstung wird vermindert und die Bodenlebewesen sind weniger der Hitze ausgesetzt. Auch die gefürchteten Erdflöhe lieben keinen bedeckten Boden. Die technische Durchführung stellte sich allerdings als nicht ganz einfach heraus.
Die Winterzwischenfrucht, bestehend aus 50 % Triticale (die hohe, strohreiche Sorte Clayton), 25 % Wintererbse EFB 33 und 25 % Pannonische Wicke mit einer Saatstärke von 180 kg / ha, wurde am 12. Oktober 2017 gesät. Der Anbauplanung zufolge sollte vor der Pflanzung die Triticale bereits beginnen zu blühen und die Erbsen und Wicken in der Vollblüte sein. Das Gemenge, mit mindestens 4 kg Frischmasse pro m2, muss mittels einer Messerwalze gewalzt und der Kohl mit einer Spezialmaschine in diese Decke gepflanzt werden. In der Praxis wurde das Frischmassegewicht zwar erreicht, allerdings blühte die Triticale am 22. Mai noch nicht, die Erbsen und Wicken waren erst am Beginn der Blüte und hatten noch keinen Schoten-Ansatz. Um zu vermeiden, dass die Triticale nach dem Walzen wieder aufsteht, wurde das Gemenge drei Mal mit der Messerwalze überfahren.
Anschließend wurde mit der Spezialmaschine, dem Murocut, entwickelt von Johannes Storch und Marek Mężyk vom Bio-Gemüsehof Dickendorf im Westerwald Rheinland-Pfalz (http://mulch-gemuesebau.de) der Kohl gepflanzt. Das Herz der Maschine ist eine neu entwickelte Schneidtechnik, mit der es möglich ist, in eine geschlossene Mulchdecke zu pflanzen. Die Mulchdecke wird durch das Schneidwerk aufgeschnitten, dann der Kohl mit dem nachlaufenden Pflanzschar in die Erde gesetzt. Andruckrollen drücken die Pflanzen im Boden fest und schließen die Mulchdecke. Zusätzlich kann der Boden mit einem Lockerungsschar (mit Steinsicherung) am Schneidwerk gelockert werden. Durch die nachlaufenden Druckrollen werden die Pflanzen im Boden festgedrückt und der Mulch auch zwischen den Pflanzen, also in der Reihe, abgelegt. Die Startdüngung mit Hornspänen erfolgte durch einen auf dem Murocut montierte Düngerkasten, der die Hornspäne im Wurzelbereich der Jungpflanzen ablegt. Zukünftig ist eine Unterfußdüngung geplant.
Der Murocut ist im Moment noch ein Prototyp, der kurz vor Serienreife steht. In Dickendorf, dem Betriebssitz des Bio-Gemüsehofs Dickendorf, werden seit 2011 Erfahrungen mit der Mulchpflanzung von Gemüse gesammelt. Die Technik wurde in dieser Zeit beständig weiterentwickelt und funktioniert in der Regel gut. Allerdings bedurfte es am 22. Mai des Einsatzes des versierten Mechanikers und Maschinenentwicklers Marek Mężyks, um mit den Bedingungen vor Ort erfolgreich umzugehen. Das Gewitter ist an anderen Stellen niedergegangen, der Kohl war bis 16:30 Uhr gepflanzt.
Mitte Mai ist auf dem Versuchsfeld in Freiamt-Mußbach eine öffentliche Kohlpflanzung in eine Mulchdecke geplant. Johannes Storch aus Dickendorf, stellt dort eine Reihenmulch-schneide-Pflanztechnik (Murocut) vor.
Dieser Versuch ist als Kalkversuch angelegt. Dabei soll geklärt werden, wie hoch eine optimale Kalkdüngung zu Kohl auf den sauren Vorbergzonenböden des Schwarzwaldes sein soll. Der Versuch mit unterschiedlichen Düngestufen von 0 bis 40 dt CaO / ha wurde im Oktober 2017 angelegt und anschließend mit einem Gemenge aus Triticale, Wintererbse und Panonischer Wicke eingesät.
Bis zur Pflanzung soll dieses Gemisch einen dichten, hohen Bestand gebildet haben, der dann als gewalzte Mulchdecke den Boden vor Austrocknung, Erosion schützt und Beikraut unterdrückt. Ein Verfahren, das im Gemüsebau mit hängigen Flächen von Interesse ist, weil es Hackdurchgänge überflüssig macht, und damit Erosionsereignisse verhindern kann.
Wir hoffen in den nächsten sechs bis sieben Wochen auf steigende Temperaturen, damit das eingesäte Gemenge die gewünschte Masse erreicht.