Dinkel
Dinkel (Triticum aestivum subsp.spelta), auch als Spelzweizen bezeichnet, eignet sich besonders für den ökologischen Landbau. Er ist robust und relativ anspruchslos. Im Vergleich zu Winterweizen benötigt er weniger Stickstoff und liefert höhere Protein- und Feuchtklebergehalte.
Dinkel bevorzugt gute, tiefgründige Böden. Auch auf leichteren Standorten bringt er zufriedenstellende Erträge, erreicht dort aber häufig nur geringere Qualitäten. Die Ansprüche an den Wasserhaushalt sind höher als beim Weizen. Leichte, flachgründige, staunasse oder verdichtete Standorte sowie Moorböden sind ungeeignet.
In Baden-Württemberg betrug die Öko-Anbaufläche 2020 rund 7100 ha. (Quelle: GA-Daten 2020)
In den Öko-Landessortenversuchen in Baden-Württemberg werden aktuell an den Standorten Crailsheim, Karlsruhe-Grötzingen, Maßhalderbuch, Ochsenhausen und Stuttgart-Hohenheim verschiedene Dinkelsorten geprüft.
Dinkel steht, ähnlich wie Weizen, vorzugsweise nach (Futter-)Leguminosen oder nach Hackfrüchten wie Kartoffeln, Zuckerrüben oder Feldgemüse. Da Dinkel wie Weizen anfällig für Fußkrankheiten ist, sollte er nicht nach Getreide (außer Hafer) angebaut werden. Die Anbaupause zwischen Dinkel, aber auch nach Weizen sollte mindestens 2 Jahre betragen.
Die im Vergleich zum Winterweizen meist deutlich längeren Pflanzen neigen eher zum Lager und sind daher im Stickstoffmanagement sehr vorsichtig zu führen. Eine um 10 Prozent höhere Bodenbedeckung gegenüber dem Winterweizen in der Bestockungsphase stellt einen der Vorzüge dieser Getreideart für den ökologischen Landbau dar.
Dinkel wird überwiegend im Spelz gesät und auch geerntet. Mittlerweile gibt es auch spezielle Entspelzungsanlagen, die das Saatgut vom Spelz befreien, damit es ohne Spelz ausgesät werden kann. Die besondere Herausforderung hier ist, dass das Dinkelkorn unbeschadet und die Keimfähigkeit erhalten bleibt. Bei der Aussaat des bespelzten Saatgutes kommt es immer wieder vor, dass die voluminösen Vesen die Rohre der Sämaschine verstopfen können, daher sollte die Fahrgeschwindigkeit etwas gedrosselt werden.
Für einen guten Feldaufgang ist ein gut abgesetztes, mittel- bis grobscholliges Saatbett wichtig. Der Reihenabstand wird betriebsüblich gewählt, d.h. bei Normalsaat 9,5 - 15 cm. Die Saatstärke liegt bei normalen Bedingungen zwischen 150 - 180 Vesen/m2 bzw. 180 - 200 kg/ha. Bei früheren bzw. späteren Aussaaten leicht darunter bzw. darüber. Z-Saatgut aus ökologischer Vermehrung verwenden (www.organcXseeds.de).
Die Stickstoffdüngung von Dinkel erfordert einiges an Fingerspitzengefühl, da es bei einem Überangebot schnell zu Lager kommt. In vielen Fällen kann auf eine N-Düngung ganz verzichtet werden, da die Vorkultur genug nachliefert.
Der Phosphor-, Kalium- und Magnesiumbedarf ist ähnlich wie beim Weizen.
Eine einmalige Güllegabe im zeitigen Frühjahr (ca. 10-20 m3/ha) ist genau abzuwägen und sollte spätestens bei Beginn der Bestockung erfolgen.
Da Schwefel ein Bestandteil der kleberbildenden Aminosäuren ist, sollte auf schwach versorgten Standorten eine Düngung mit zugelassenen schwefelhaltigen Düngemitteln eingeplant werden.
Striegeln: Kurz vor dem Auflaufen empfiehlt es sich, blind zu striegeln. Ab dem 3 - 4 Blatt-Stadium erfolgt ein weiterer wichtiger Striegeldurchgang, entscheidend ist aber immer das Entwicklungsstadium des Unkrauts (am besten im Fädchen- oder Keimblattstadium). Mit modernen Striegeln ist es auch möglich noch sehr spät in den Bestand zu fahren und hochrankende Unkräuter wie das Klettenlabkraut heraus zu kämmen.
Hacken: Bei Unkräutern mit starker Wurzelbildung ist die Hacke dem Striegel überlegen. Sie empfiehlt sich auch auf schweren und trockenen Böden, wo der Striegel an seine Grenzen stößt.
Dinkel ist durch den festumschließenden Spelz gut gegen viele Umwelteinflüsse geschützt. Er ist bei der Aussaat und Reife weniger durch Vogelfraß gefährdet, ist widerstandsfähiger und weniger anfällig für Pilzkrankheiten.
Fußkrankheiten treten hauptsächlich in getreidestarken Fruchtfolgen und milden Wintern auf. Samenbürtigen Krankheiten wie Steinbrand, Zwergsteinbrand und Flugbrand beugt man mit dem Einsatz von auf Brandsporen kontrolliertem Saatgut, auch beim Nachbau, vor.
Die Dinkelernte erfolgt je nach Jahr und Höhenlage von Ende Juli bis Ende August. Für die Ernte müssen die Spindeln gut brüchig und die Körner genügend trocken sein (Wassergehalt <14 %). Mehrmaliges Abregnen auf den abgereiften Dinkel macht die Spindeln brüchig und verbessert die Druschbedingungen.
Dinkel drischt nicht frei, das heißt im Gegensatz zum Weizen zerbrechen beim Drusch die Ähren in sogenannte Vesen. Diese bestehen aus einem Ährenspindelstück, das mit zwei von Spelzen umhüllten Körnern besetzt ist. In einem zusätzlichen Schälgang (Gerben) müssen Korn und Spelz mittels spezieller Entspelzungsanlagen voneinander getrennt werden.
Zur Gewinnung von Grünkern wird Dinkel in der Teigreife geerntet und anschließend im Darrprozess mehrere Stunden geröstet.
Die Ernte geschieht mit üblicher Mähdreschertechnik, zur Vermeidung von Vesenverlusten im Stroh jedoch mit geringerer Fahrgeschwindigkeit, langsamer eingestellter Trommeldrehzahl und an die Vesen angepasstem Korbabstand.
Die Lagerung nach der Ernte ist entscheidend für die Qualitätssicherung. Die Ernte wird am besten in den Vesen gelagert, wobei der Feuchtigkeitsgehalt streng überwacht werden muss.
Zum Erreichen des optimalen Feuchtigkeitsgehalts (ca. 14 %) muss das Erntegut unter hiesigen Klimabedingungen nach dem Drusch getrocknet werden (dabei sollte die Temperatur 45 ̊ C nicht übersteigen). Das Lagergut muss regelmäßig umgewälzt und der Feuchtigkeitsgehalt überprüft werden. Optimale Lagerbedingungen sind 14 % Feuchte und <20 ̊ C. Da die Vesen nachschwitzen, muss der Feuchtigkeitsgehalt des Lagerguts regelmäßig überprüft werden. Unter Umständen ist es ratsam, die Lagerung dem Händler oder der Mühle zu überlassen.
Vor dem Mahlen ist ein spezieller Arbeitsgang zum Entfernen der Spelzen (Gerbgang) erforderlich. Die Art und Einstellung der Entspelzungsanlage sowie die Sorte beeinflussen die Kernausbeute des Dinkels (bei Biodinkel: 58 - 65 %).
In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird Dinkel vor allem für Backwaren verwendet. Dafür sind alle Sorten von Bedeutung
Im badischen Bauland zwischen Neckar und Tauber wird seit mindestens 300 Jahren Grünkern hergestellt, in Teigreife geernteter Dinkel, der mit Holzfeuer gedarrt wird
Dinkelbackwaren haben in Baden-Württemberg, aber auch in Bayern, der Schweiz und Österreich eine lange Tradition.
Dinkel bildet höhere Klebergehalte als Weizen, jedoch ist der Kleber von geringerer Qualität und die Teigbereitung muss auf die weicheren Teigeigenschaften ausgerichtet werden. Insbesondere die längere Teigführung führt sowohl zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften als auch zur Verbesserung der Standfestigkeit der Teige.
Die Bilder sind im Rahmen der virtuellen Versuchsfeldbegehung im Jahr 2021 auf dem ökologischen Versuchsfeld in Karlsruhe-Grötzingen entstanden. Sie zeigen die Bestandesentwicklung des Öko-Landessortenversuchs Dinkel im Verlauf der Vegetationsperiode.
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