Das Projekt „konservierender Ackerbau ohne Glyphosat“ wird im Rahmen des Sonderprogramms zur Erhöhung der biologischen Vielfalt vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) gefördert. Im Fokus steht der Zielkonflikt zwischen einer Reduktion des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel und einem gezielten Bodenschutz durch den konservierenden Ackerbau. Denn der konservierende Ackerbau wird durch die Einschränkung des Einsatzes des Totalherbizids Glyphosat und durch das geplante Verbot ab Ende 2023 vor neue Herausforderungen gestellt.
Das Projektziel ist die Entwicklung von praxisrelevanten Systemen, die eine zielgerichtete Unkrautkontrolle ohne den Einsatz von Totalherbiziden bei gleichzeitigem Bodenschutz in erosionsgefährdeten Regionen Baden-Württembergs gewährleisten.
Bodenerosion ist weltweit eine permanente Bedrohung für die Bodenfruchtbarkeit. In Baden-Württemberg sind insbesondere hängige Flächen mit Lössböden von Wassererosion betroffen. Neben dem Verlust von fruchtbarem Ackerboden stellt die Bodenerosion auch eine Gefahr hinsichtlich des Eintrages von Nährstoffen und Pflanzenschutzmittel in natürliche Ökosysteme dar. Der konservierende Ackerbau ist eine effiziente Methode zur Reduzierung der Bodenerosion. Diese Funktion basiert auf den drei Prinzipien dieses Anbausystems (FAO, 2021):
- einer minimalen Bodenstörung durch die Reduktion oder den Verzicht auf Bodenbearbeitung,
- einer möglichst permanenten Bodenbedeckung, die mit einer erhöhten Aggregatstabilität der obersten Bodenschichten einhergeht und
- einer diversifizierten Fruchtfolge
Der konservierende Ackerbau nimmt damit eine wichtige Rolle im Boden- und Wasserschutz ein. Diese Aufgabe wird mit der Zunahme von Extremwetterereignissen immer wichtiger, sodass das Anbausystem auch als Anpassung an den Klimawandel an Bedeutung gewinnt. Aus diesem Grund ist die Optimierung konservierender Anbaumethoden am LTZ Augustenberg ein Forschungsschwerpunkt.
Im Projekt „Umsetzung des Konservierenden Ackerbaus in Baden-Württemberg“ konnten seit 2013 in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim und der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) bereits wichtige Erfahrungen zur Realisierung des Anbausystems in Baden-Württemberg gesammelt werden. Dabei wurden unter anderem positive Effekte des Zwischenfruchtanbaus auf das Bodengefüge, auf die Restnitratgehalte im Boden zu Beginn der Sickerwasserperiode im Herbst und auf die Unkrautunterdrückung beobachtet. Die Auswertung von Modellen legt zudem eine Verringerung des Erosions- und Abflussrisikos durch den Anbau von Zwischenfrüchten und durch die Direktsaat nahe.
Aber auch bestehende Herausforderungen wurden im Projekt deutlich. Dies betrifft zum Beispiel Ertragseinbußen von Sommerungen bei der Direktsaat oder Schwierigkeiten bei der Etablierung von Zwischenfrüchten in trockenen Jahren. Im Laufe des Projektes stellte sich außerdem heraus, dass der Betriebsleitereinfluss einen großen Effekt auf das Gelingen der konservierenden Bodenbearbeitung hat. Dies unterstreicht die Bedeutung des Wissenstransfers in die landwirtschaftliche Praxis.
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weitere Tätigkeiten des AK Konservierender Ackerbau
Einer der wichtigsten Kritikpunkte an Anbausystemen mit reduzierter Bodenbearbeitung ist eine erhöhte Abhängigkeit von chemischen Pflanzenschutzmitteln, insbesondere von Herbiziden (Reimer et al., 2019). Eine Erklärung hierfür ist, dass mit dem Wegfall oder der verringerten Intensität der Bodenbearbeitung auch deren phytosanitäre und unkrautkontrollierende Wirkung verloren geht oder vermindert ist.
Daraus ergibt sich ein Zielkonflikt zwischen dem Bodenschutz im Rahmen des konservierenden Ackerbaus und dem Ziel der Reduktion des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel auf Landes-, auf Bundes- und auf EU-Ebene. Im Hinblick auf das geplante Verbot von Glyphosat ab Ende 2023 ist es wichtig für erosionsgefährdete Standorten alternative Anbausysteme und Managementmaßnahmen zu entwickeln. Dabei soll eine effektive Unkrautkontrolle ohne den Einsatz von Totalherbiziden bei gleichzeitigem Erosionsschutz gewährleistet werden. Die Entwicklung und Analyse solcher Systeme soll im Mittelpunkt des Projektes „Konservierender Ackerbau ohne Glyphosat“ stehen.
Zur Untersuchung dieser Frage möchte das LTZ Augustenberg die erfolgreiche Partnerschaft mit den Forschungseinrichtungen der Universität Hohenheim und der HfWU, sowie den Praxisbetrieben fortführen. Ziel ist es, die bereits gewonnene Erfahrung im konservierenden Ackerbau zu nutzen und weiterzuentwickeln. Die Untersuchungen sollen zum einen auf Praxisflächen von Landwirten und zum anderen auf einem Forschungsbetrieb des LTZ (Stifterhof) durchgeführt werden. Es werden Kombinationen von Maßnahmen für ein erfolgreiches Unkraut-Management getestet. Wichtige Ansatzpunkte dabei sind:
- eine erhöhte Fruchtfolgediversität
- eine Optimierung des Zwischenfruchtanbaus
- eine angepasste Bodenbearbeitung, zum Beispiel durch die Umsetzung eines „falschen Saatbetts“
- mechanische Unkrautbekämpfung im Bestand, zum Beispiel mit Striegel oder Hacke
- die Stärkung der Konkurrenzkraft der Kulturpflanze gegenüber den Unkräutern, zum Beispiel durch die Wahl konkurrenzstarker Sorten, die Erhöhung der Saatstärke oder die Verringerung der Reihenweite
Das Projekt „konservierender Ackerbau ohne Glyphosat“ wird vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) gefördert. Die Projektleitung obliegt dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (Referat 11). Unterstützt wird das Projekt von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) und von der Universität Hohenheim.
Projektleitung:
Elisabeth Glaser und Dr. Kurt Möller
LTZ Augustenberg, Referat 11
Laufzeit:
Vorläufig bis Dezember 2023
Finanzierung:
Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR)
Projektpartner:
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU)
Universität Hohenheim
FAO. (2021). Food and Agriculture Organization of the United Nations - helping to build a world without hunger. Abgerufen am 23. April 2021 von What is Conservation Agriculture: http://www.fao.org/ag/ca/1a.html
Reimer M., Ringselle, B., Bergkvist, G., Westaway, S., Wittwer, R., Baresel, J. P., ... & Brandsæter, L. O. (2019). Interactive effects of subsidiary crops and weed pressure in the transition period to non-inversion tillage, a case study of six sites across northern and Central Europe. Agronomy, 9. Jg., Nr. 9, S. 495.