Ackerbohne
Ackerbohnen (Vicia faba L.) gehören zur Familie der Hülsenfrüchte, auch Leguminosen genannt. Ackerbohnen können Wuchshöhen von über 140 cm erreichen und sind selbst- und fremdbefruchtend. Durch die Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien können sich Ackerbohnen selbst mit ausreichend Stickstoff versorgen. Innerhalb der Fruchtfolge hat die Ackerbohne eine positive Vorfruchtwirkung: Sie hinterlässt pflanzenverfügbaren Stickstoff für die Nachfrucht, hat eine phytosanitäre Wirkung und trägt zu einer verbesserten Bodengare bei.
Ackerbohnen sind ein heimischer Eiweißlieferant für die Tier- und Humanernährung. Angebaut werden sie als Sommerform,
seltener als Winterform. Die Kornerträge liegen in Baden-Württemberg bei durchschnittlich 36 dt/ha.
In den Öko-Landessortenversuchen in Baden-Württemberg werden aktuell verschiedene Sorten der
Sommer-Ackerbohne an den Standorten Crailsheim, Forchheim am Kaiserstuhl, Maßhalderbuch, Ochsenhausen und Stuttgart-Hohenheim
geprüft. Bei der Winterackerbohne befinden sich an den Standorten Crailsheim, Forchheim am Kaiserstuhl und Stuttgart-Hohenheim
verschiedene Sorten in der Prüfung.
Boden/Standort
- optimal: mittelschwere, tiefgründige, verdichtungsfreie und humose Böden,
- pH: 6,5-8,0 (optimal für Knöllchenbildung)
- gute Wasserversorgung über die gesamte Vegetationsphase
- Anbaueinschränkungen in Wasserschutzgebieten!
Klima
- hoher Wasserbedarf besonders zur Keimung und ab Blüte
- mäßig warme Standorte
- zur Blüte und Hülsenbildung besonders empfindlich gegenüber hohen Temperaturen
- Blüten- und Hülsenabwurf in Kombination mit Trockenheit
- Winterackerbohnen haben eine Frosttoleranz bis -15 °C; Sommerackerbohnen vertragen Fröste bis -5 °C
- Auswinterungsgefahr bei Kahlfrösten ohne Schneedecke
- selbstunverträglich, daher Anbaupausen von 4 - 6 Jahren
- Anbaupausen auch zu anderen Leguminosen, wie z.B. Erbsen, Lupinen und Rotklee
- aus phytosanitären Gründen nicht nach Raps, Sonnenblumen, Mais, Roggen und Hafer
- Auflockerung von Getreide-Fruchtfolgen
- stickstoffzehrende Früchte als Nachfrucht
- bei hoher Auswaschungsgefahr sollte winterharte Zwischenfrucht als Untersaat gesät werden oder Raps in Mulch- oder
Direktsaat folgen
- Drillsaat mit Reihenabständen von 12-25 cm (bzw. abgestimmt auf Hacktechnik)
- Einzelkornsaat bei hohem TKM oder bei Nutzung einer Hacke
- beim Striegel-Einsatz 10 % höhere Saatstärke einplanen
- Impfung bei regelmäßigen Anbau nicht notwendig
Reinsaat
Winterackerbohne
- Ende September bis Anfang Oktober
- 18 - 23 keimfähigen Körnern/m²
- 8 - 10 cm tief
- sollten im 4- bis 6-Blattstadium in den Winter gehen
Sommerackerbohne
- Ende Februar bis Anfang April
- 40 - 50 keimfähige Körner/m²
- 6 - 10 cm tief
Gemenge
- Ackerbohnen-Gemenge (Sommer) mit spätreifem Hafer oder Sommertriticale:
Anhaltspunkt: 20 - 40 % Reinsaatstärke Getreide + 80 - 100 % Reinsaatstärke Bohnen - Winterackerbohnen-Gemenge mit Wintertriticale oder Winterweizen:
Anhaltspunkt: 100 % Ackerbohnen-Saatstärke + circa 65 - 100 kg/ha (ca. 150 - 200 keimfähige Körner/m2) des Getreidepartners
- Knöllchenbakterien fixieren N, daher keine N-Düngung notwendig
- für neutralen pH ist auf eine ausreichende Kalkversorgung zu achten
- Schwefel und Spurenelemente im Blick behalten
- von Gülle-Ausbringung wird abgeraten
- nach Ernte Stickstoffüberschuss im Boden
- Blindstriegeln wenige Tage nach der Saat empfohlen
- Striegeln ab 3-Blattstadium bis ca. 20 cm Höhe/ Beginn Knospenbildung
- beim Hacken von kleinen Pflanzen Schutzscheiben notwendig
- nahezu sauberer Bestand zum Reihenschluss minimiert Spätverunkrautung
Schädlinge sind Blattrandkäfer, Blattläuse, Samenkäfer, Schwarze Bohnenlaus und Ackerbohnenkäfer (in Vermehrungsbeständen). Zur Regulierung ist die Einhaltung von Anbaupausen sehr wichtig!
Krankheiten:
- Phytium- und Fusarium-Arten, Brennfleckenkrankheit, Schokoladenflecken, Falscher Mehltau, Ackerbohnenrost und Virosen
- Standort und Saatgutgesundheit beeinflussen Wurzelkrankheitsanfälligkeit
- Ackerbohnenernte zwischen Ende Juli und Anfang September
- Winterform generell ca. 2 Wochen früher erntbar
- Druschreife: Hülsen schwarz, Stängel überwiegend braun bis schwarz und Körner hart
- optimale Kornfeuchte: 16-20 %
- unter 15 % Feuchte: Bohnen zerbrechen
- über 20 % Feuchte: Bohnen werden zerquetscht
- Mähdrescher mit normalem Schneidwerk oder Flexschneidwerk
- zügige Fahrgeschwindigkeit
- Einstellungen: weiter Korbabstand, Trommeldrehzahl bei 350-400 U/min
- Kornfeuchte zur Lagerung: <14 %
Innerbetriebliche Verwertung
- innerbetrieblich als Rinder-, Schweine- und Geflügelfutter (Eiweißgehalt bei ca. 26 % in TM)
- antinutritives Tannin, Vicin und Convicin begrenzen Rationsanteil
- Beachtung tierartspezifischer Obergrenzen bei Futtermenge!
- müssen gequetscht oder geschrotet, aber nicht getoastet werden
- sind etwas weniger schmackhaft als Futtererbsen
Humanernährung
- Ackerbohnen sind auch für menschliche Ernährung interessant
- Ackerbohnenmehl kann beim Brotbacken beigemischt werden
- als „Snackbohnen“, in Suppen, als Falafel oder in Brownies
Die Bilder sind im Rahmen der virtuellen Versuchsfeldbegehung im Jahr 2021 auf dem ökologischen Versuchsfeld in Forchheim am
Kaiserstuhl entstanden. Sie zeigen die Bestandesentwicklung von des Öko-Landessortenversuchs Sommer- und Winterackerbohnen im Verlauf
der Vegetationsperiode.
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