Soja
Sojabohnen (Glycine max. (L.) Merr.)
Der Sojaanbau hat in Deutschland und auch in Baden-Württemberg rasant zugenommen. In Baden-Württemberg wurden 2020 Sojabohnen auf rund 2000 ha Ökofläche angebaut. Es ist davon auszugehen, dass der Anbau noch weiter zunehmen wird.
Soja bietet eine interessante Einkommensalternative, denn heimisch angebaute Sojabohnen sind sowohl für die Lebensmittelherstellung (Tofu, Sojamilch etc.), als auch für die Fütterung sehr gefragt. Insbesondere dann, wenn sie ökologisch erzeugt wurden, lassen sich hohe Erlöse erzielen. Neben den guten Vermarktungschancen bietet der Sojaanbau aber noch weitere Vorteile: Die Kultur hinterlässt mit ihrem üppigen Blattwerk eine sehr gute Bodengare, hat einen hohen Vorfruchtwert und entzerrt Arbeitsspitzen.
In den Öko-Landessortenversuchen in Baden-Württemberg werden aktuell an den Standorten Forchheim am
Kaiserstuhl, Karlsruhe-Grötzingen, Ochsenhausen und Stuttgart-Hohenheim verschiedene Sojasorten geprüft. Bei Soja werden die
Sorten zusätzlich in unterschiedliche Reifegruppen (sehr früh oder früh) eingeteilt. Diese geben Auskunft darüber, wie
schnell (früh) eine Sorte zur Reife gelangt und entsprechend wie geeignet diese für einen jeweiligen Standort unter gegebenen
klimatischen Bedingungen ist.
Wegen des hohen Wärmeanspruches sind für den Sojaanbau warme Körnermaislagen optimal, wie etwa im Oberrheingraben. Aber auch außerhalb dieser Gunstlagen lassen sich Sojabohnen anbauen. Ob sich die Lage für den Sojaanbau eignet, kann jeder Betrieb auf einer Karte des Julius-Kühn-Instituts im Internet prüfen.
Am besten eignen sich für Sojabohnen leicht erwärmbare, tiefgründige, mittelschwere Böden mit einem schwach sauren bis neutralen pH-Wert (ideal 6,5 bis 7,0). Die Böden sollten eine gute Struktur, eine hohe Wasserkapazität und eine eher geringe Stickstoffnachlieferung aufweisen. Ungeeignet sind staunasse, steinige und flachgründige Böden sowie Moorböden.
In der Fruchtfolge ist zu empfehlen, einen Anbauabstand von drei bis vier Jahren einzuhalten. Zu Sklerotinia-Wirtspflanzen wie Sonnenblumen und Raps sollten mindestens vier Jahre Abstand eingehalten werden. Sojabohnen haben keine hohen Ansprüche an die Vorfrucht. Optimal ist es aber, wenn diese spätkeimende Unkräuter unterdrückt und einer verstärkten Stickstofffreisetzung entgegenwirkt. Wintergetreide ist am besten als Vorfrucht geeignet, gefolgt von Sommergetreide und Körnermais. Der Anbau von abfrierenden Zwischenfrüchten vor Soja ist empfehlenswert. An Standorten mit guter Wasserversorgung gibt es aber auch erfolgreiche Beispiele mit winterharten Zwischenfrüchten wie Landsberger Gemenge.
Sojapflanzen haben einen hohen Vorfruchtwert, sie stellen zwischen 30 bis 50 kg/ha Stickstoff für die Nachfrucht bereit. Sinnvollerweise wird vor und nach Sojabohnen keine Leguminose und kein Leguminosen-Grasgemenge angebaut. Ideal ist die nachfolgende Bestellung von Winterweizen in Mulchsaat.
In Vorschau auf die Ernte ist ein ebenes Saatbett anzustreben. Eine flache Bodenbearbeitung vor der Aussaat fördert die Erwärmung des Bodens und beseitigt aufgelaufene Unkräuter. Es sollte auf Saattiefe gearbeitet werden, damit das Saatgut später auf dem feuchten Boden liegt.
Keimfähigkeit und Triebkraft sind bei den Sojabohnen jedes Jahr schwankend. Dies beeinflusst die Jugendentwicklung der Bohnen, insbesondere bei ungünstiger Witterung nach der Aussaat, sei es Trockenheit oder länger anhaltende kalte Temperaturen. Die Bodentemperatur sollte zur Aussaat über 10°C liegen, mit Aussicht auf warme Temperaturen infolge.
Bei der Aussaattechnik ist sowohl die Drillsaat als auch die Einzelkornsaat eine Option. Bei gutem Saatgut und guten Aussaatbedingungen lässt sich auch mit einer Getreidedrillmaschine ein guter Sojabestand erzeugen. Die Einzelkornsaat ermöglicht eine konstante Tiefenablage und Standraumverteilung, auch die Rückverdichtung ist besser. Diese Faktoren können bis zu einer Woche Entwicklungsvorsprung bringen und sparen zudem an Saatgut. Für beide Techniken gilt, Fahrgeschwindigkeit max. 4 km/h.
Die optimale Aussaatstärke beträgt bei 00-Sorten 55 Körner/m2, das sind etwa 120 - 150 kg Saatgut/ha. Bei starkem Unkrautdruck kann die Saatstärke auf 70 Körner/ha erhöht werden, um die Ausfälle beim Striegeln und Hacken zu kompensieren.
Die Saattiefe sollte max. 4 cm betragen, der optimale Reihenabstand für den Einsatz einer Hacke beträgt 50 cm, der Pflanzenabstand in der Reihe sollte möglichst dicht sein.
Das Sojasaatgut sollte vor der Aussaat mit speziellen, auf die Sojabohne abgestimmten, Rhizobien geimpft werden, da diese in unseren
Böden nicht natürlich vorkommen. Für die Impfung stehen verschiedene Mittel zur Verfügung, die trocken oder nass
appliziert werden können. Hierzu gibt es nützliche Informationen auf der Internetseite des Sojaförderringes (www.sojafoerderring.de).
Die Eignung der Impfmittel wird am LTZ in einer Versuchsserie geprüft. Mehr
Informationen
Durch erfolgreiche Impfung wird eine ordentliche N-Fixierung durch Knöllchenbildung erreicht. Auf eine N-Düngung kann daher vollständig verzichtet werden, da sie die Knöllchenbildung verringert, was sich während der gesamten Vegetationsperiode negativ auswirkt.
Die langsame Jugendentwicklung der Sojabohnen im relativ kühlen Klima in unseren Breiten hat zur Folge, dass sich Unkräuter schnell etablieren können. Hier sind vor allem Melde, Amaranth, Gänsefuß-, Knöterich- und Hirsearten zu nennen. Die mechanische Beikrautregulierung erfolgt nach der Saat im Vorauflauf (auf die Arbeitstiefe achten). Striegeln ist auch im Nachauflauf möglich, wenn die Pflanzen eine gute Standfestigkeit erreicht haben. Im weiteren Verlauf der Vegetation kommt dann die Hacke zum Einsatz, 3-5 Hackdurchgänge sind Standard. Als Scharform ist der Gänsefuß verbreitet, Unkraut in der Reihe erwischt zum großen Teil die Fingerhacke.
Soja ist eine robuste und widerstandsfähige Kultur. Durch die noch relativ geringe Anbaufläche in Deutschland ist der Krankheitsdruck insgesamt gering. Bedeutende Krankheiten hier und auch ertragsrelevant sind Sklerotinia und Diapothe (Phomopsis).
Nenneswerte Schädlinge sind der Distelfalter, der sich in manchen Jahren massenhaft vermehren kann und dann große Schäden anrichten kann. Die Bohnensaatfliege verursacht Auflaufschäden. Wild, Vögel und Schnecken können ebenfalls mäßige Schäden verursachen.
Die Sojabohnen sollten in Deutschland in allen Anbaugebieten bis Anfang Oktober gedroschen sein. Speisesoja und Saatgut sollten zuerst gedroschen werden, um Pilzinfektionen am reifen Erntegut zu vermeiden.
Die optimale Druschfeuchte liegt bei 14 - 15%. Bei Speisesoja hat sich eine Lagerfeuchte von 12 - 13% bewährt, um Schimmelbildung und muffigen Geruch zu vermeiden.
Eine Besonderheit beim Sojadrusch ist der sehr niedrige Hülsenansatz, der beim Einsatz sehr breiter und starrer Schneidwerke zu großen Druschverlusten führen kann. Beim Drusch bewährt haben sich sogenannte Flexschneidwerke, die sich den Bodenunebenheiten anpassen.
Sojabohnen und Sojakuchen werden in der Fütterung landwirtschaftlicher Nutztiere, wie Schweine, Geflügel, Rindern und Schafen eingesetzt und sind ein wertvoller Proteinlieferant.
Zunehmend findet Soja auch in der Lebensmittelproduktion Verbreitung: als Tofu, Tempeh, Sojamilch, Edamame und vielem mehr. Ob Soja für die Fütterung oder Lebensmittelherstellung geeignet ist, hängt von der Sojasorte ab. Daher schließen die Lebensmittelhersteller in der Regel Verträge mit den Anbauern, in denen die Sojasorte festgelegt wird.
Die Bilder sind im Rahmen der virtuellen Versuchsfeldbegehung im Jahr 2021 auf dem ökologischen Versuchsfeld in Forchheim am Kaiserstuhl entstanden. Sie zeigen die Bestandesentwicklung des Öko-Landessortenversuchs Soja im Verlauf der Vegetationsperiode.
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Um die Soja vor zu starker Beikrautkonkurrenz zu schützen, wird im herkömmlichen ökologischen Sojaanbau in der Regel mehrfach gestriegelt und gehackt. Der über lange Zeit offene Boden ist häufig Verschlämmung ausgesetzt und erosionsgefährdet. Das Verfahren der Sojadirektsaat dient dem Bodenschutz und der Beikrautregulierung: Durch den Verzicht auf Bodenbearbeitung werden kaum Beikräuter zur Keimung angeregt und das Bodengefüge bleibt intakt, wodurch Verschlämmung und Bodenerosion verhindert werden.
Nach mehrjährigen Praxistests wurden am Referat 14 des LTZ Augustenbergs in den Jahren 2018-2020 in einem On-farm Versuch an zwei
Standorten das Anbauverfahren der Direktsaat in gewalzten Winterroggen gegenüber dem im Ökolandbau herkömmlichen Verfahren
verglichen. Ziel war, die gesamten Leistungen der Sojadirektsaat besser zu beziffern und differenzierte Anbauempfehlungen geben zu
können. Untersucht wurden neben der agronomischen Qualität u.a. die Bodenstruktur sowie die Beikrautentwicklung.